KAUFMÄNNISCHE LEHRANSTALTEN | Berufsbildende Schulen für Wirtschaft und Verwaltung

Nichts ist so beständig wie der Wandel. Und so hat sich auch unser SOL-Konzept stetig weiterentwickelt – so wie die Bildungswissenschaft und -landschaft insgesamt.

 

In der ersten Phase (SOL 1.0) war unser SOL-Ansatz stark methodenorientiert. Die bis dahin dominierenden fragend-entwickelnden Unterrichtsformen in Verbindung mit Präsentationen von Gruppenarbeitsergebnisse wurden ergänzt durch eine systematische Verknüpfung von verschiedenen Methoden, die die selbstorganisierte Arbeitsweise des lernenden Gehirns unterstützen sollten. Hier wurden Instrumente wie Advance Organizer, Gruppenpuzzle, Kann-Listen und Sortieraufgabe / Strukturlegen etabliert.

 

In der zweiten Phase (SOL 2.0) haben wir erkannt, dass – je selbstorganisierter die Lernprozesse sind – es umso weniger frontal ausgerichtete Klassenräume braucht. Und so haben wir begonnen, funktionale Lernlandschaften einzurichten, in der je nach Lernaktivität Räume für Arbeit im Plenum, mit der Gruppe / Partnern oder allein zur Verfügung stehen. Außerdem wurde in dieser Phase das – bis dahin von vielen fälschlich als SOL-Kernelement verstandene – Gruppenpuzzle durch die Arbeit mit festen Gruppen und Modulen ersetzt.

 

In der dritten Phase (SOL 3.0) wurde begonnen, das bis dahin dominierende Prinzip „Erst kommt der Unterricht, dann die Aufgaben“ durch ein anderes Verständnis zu ersetzen: Die Aufgabe ist der Dreh- und Angelpunkt des Unterrichts. Sie ist der Anlass des Lernens und das Lernen zielt darauf ab, das mit der Aufgabe verbundene Problem zu lösen. Für den Aufbau von kontextunabhängigem Wissen und auch aufgrund von immer noch eher wissensfokussierten externen Prüfungen wird dieser handlungs- und produktorientierte Ansatz ergänzt durch eine Phase fachlicher Systematisierung (sog. Dekontextualisierung).  

In dieser Phase wurden auch die vier Prinzipien unseres Lernverständnisses ausformuliert:

  1. Angemessene Herausforderung durch schwierige, aber machbare komplexe Aufgaben.
  2. Aktive Auseinandersetzung durch Klarheit über Ziele, Inhalte, Gründe und Rollenerwartungen, die zu aktivem selbstständigem Lernen auffordert.
  3. Anregende Unterstützung durch die wir versuchen, in der Gegenwart die erwünschte Zukunft der Schüler:innen herbeiführen zu helfen.
  4. Ansprechende Leistung, die wir mit hohem Anspruch und großem Zutrauen definieren und einfordern.

 

Die vierte Phase (SOL 4.0) ist durch die Digitalisierung geprägt. Das KMK-Konzeptpapier „Bildung in der digitalen Welt“ definiert die Kompetenzbereiche, die im 21. Jahrhundert den Bildungsauftrag von Schule erweitern. Kritisches Denken und Problemlösen, Kommunikation, Kooperation, Kreativität und Innovation werden zudem im 4-K-Modell als die Kompetenzen beschrieben, die ein Mensch braucht, um in der Gesellschaft zu bestehen und diese mitzugestalten. Inzwischen werden diese 4 Ks oft zu Recht durch die drei Aspekte Responsibility, Productivity und Initiative ergänzt. 

 

Die Corona-Pandemie stellt die Schulen vor eine große Herausforderung und gibt gleichzeitig der Digitalisierung einen großen Schub. SOL 3.0 hat sich in Schülerbefragungen an unserer Schule als gute Basis für Distanz- und Hybrid-Unterricht erwiesen. In dieses Konzept eingebunden, stellen digitale Medien weit mehr dar als eine Notwendigkeit in Zeiten der Krise. Vielmehr schaffen SOL und digitale Medien wertvolle Synergieeffekte, zum Beispiel für:

  • inhaltliche Orientierung durch hinführende Erklär-Videos (Advance Organizer) und die Erfassung von Vorwissen durch Online-Tools wie z. B. Mentimeter.
  • Planung und ko-kreative Problemlösung – orts- und zeitunabhängig durch Kollaborativ-Tools wie z. B. Padlet, ItsLearning, Videkonferenzen mit BreakOutRooms / Teilgruppensitzungen oder Produktiv-Apps wie bookcreator oder powtoon. Digitale Medien und Lernplattformen wie ItsLearning machen dabei die Gestaltung von personalisierten Lernpfaden einfacher.
  • Subjektive Aneignung durch Online-Tests zur Selbstüberprüfung und -reflexion z. B. mit ItsLearning, Kahoot, socrative.

  • Individuelle Verarbeitung durch Tools für concept mapping wie Mindmeister, C-Map.
  • freies Lernen z. B. mit Taskboards, digitalen Kann-Listen, Gamification-Tools (Kahoot, Quizlet).

  • Reflexion, Feedback und Lerncoaching (auch auf Distanz) z. B. mit Zoom, webEx.

 

 

Unser SOL-Konzept hat sich auch in Corona-Zeiten bewährt! Es wird sich weiter entwickeln, weil sich die Eingangsbedingungen von Schule ebenfalls verändern. Deswegen verstehen wir unser SOL-Konzept auch nicht als Heiligen Gral und Lösung für alles. Dafür ist Unterricht zu komplex. Aber wir glauben fest an die Richtigkeit unserer 4 Prinzipien und sind flexibel in ihrer Umsetzung!